Er kam, sah und blieb

Von Günter Hoffmeister

Die Reiseroute, die der großgewachsene Chilene Roke Gutiérrez auf der mächtigen Globuskugel zeichnet, reicht bis dato von Santiago de Chile, wo er geboren ist, über Zwischenstationen in Dublin in Irland, Hamburg, der Fuggerstadt Augsburg bis nach Papenburg, 12.213 Kilometer liegen dazwischen. „Im Winterhalbjahr möchte ich wieder meine Heimat besuchen. Darauf freue ich mich schon sehr“, erzählt Roke. Heimweh schwinge da nicht mit, große Wiedersehensfreude schon. Zentraler Mittelpunkt seines Lebens ist der weiße Golfball geworden, 42 mm im Durchmesser, 45 Gramm schwer und mit 300 bis 450 kleinen Dellen („Dimples“) versehen.

Golf liegt in der Familie. Sein Onkel spielt Golf und auch sein Vater schlug schon in der chilenischen Golf-Nationalmannschaft ab. Damit war früh die Saat bei Roke gelegt. Und aufgegangen ist sie schon in seiner südamerikanischen Heimat, wo er bereits erfolgreich im Club Las Palmas in Chile als Pro Golf spielte. Aber irgendwo im Hinterkopf schlummerte der Wunsch, Golf zu seiner Profession zu machen. „Nach Hamburg bin ich gegangen, weil ich die deutsche Sprache erlernen wollte. Dabei haben mir verschiedene kleinere Jobs und Freunde enorm geholfen,“ erzählt Roke, ein sympathischer Akzent schwingt in seiner Stimme mit. Von seinem europäischen Ruhepol Augsburg, wo familiäre Verbindungen bestehen, streckte Roke dann seine Fühler aus in Richtung Golflehrerausbildung.

Und dann fügte sich das Mosaik zum kompletten Bild: Hendrik Harms von der Golfschule Papenburg suchte einen Auszubildenden und fand ihn in Roke. Die Verbindung passte und der Wunsch von Roke begann sich zu erfüllen. „Roke brennt für Golf“, so Hendrik. Um im Bild zu bleiben, dieses Feuer vermittelt er bei unzähligen Trainerstunden, mit Anfängern, Jugendlichen und verzweifelnden älteren Golfspielern. Er hat ein von vielen geschätztes „glückliches Händchen“, das richtige Handwerkszeug für das schöne Spiel zu vermitteln. Seine Art, auf die Menschen zuzugehen, ein freundliches Wort hier, ein Lachen dort und seine positive Einstellung, wird geschätzt. „Ich fühle mich in Papenburg wohl und bin von Beginn an sehr freundlich aufgenommen worden,“ so Roke, „mein Wohlfühlen ist das Wichtigste“. Dass die Golferinnen und Golfer begeistert klatschten, als jüngst die Nachricht verkündet wurde, „Roke bleibt ein weiteres Jahr in Papenburg“ markiert seine Popularitätskurve einmal mehr. Was begeistert ihn neben Golf? „Fußball, klar. Und da genießt der HSV meine Sympathie“, erzählt Roke. Was ist ihm wichtig im Golfsport? „Variabilität von Golfschlägen. Je mehr Aufgaben du lösen kannst, um so weniger Schläge brauchst du“.

Welchen Tipp hat er für den zweifelnden Golfspieler? „Kämpfen, Kopf hoch, nicht die Schultern hängen lassen nach einem schlechten Schlag. Niemals aufgeben!“

Jetzt heißt es aber erst einmal Daumen drücken für ihn. Im Oktober steht die finale Prüfung zum Golfprofessional an, die er in Bad Grisebach ablegen muss. Wenn alles klappt, gemäß seines Golfmottos, schließt sich dann der Kreis, ist das letzte Mosaiksteinchen gesetzt: Das leidenschaftliche Hobby ist dann sein Beruf.